Das große Corona-Kursmassaker
Wow, was für ein heißer Tag an der Börse. Der DAX machte heute geschlossen eine rote Welle. Lediglich Besitzer von Vonovia, Dt. Börse und E.ON kommen mit einem blauen Auge davon weg und verlieren weniger als 2%. Danach geht es nur noch Steil hinab und der Rest liegt bei 4%. Besonders hart erwischt es heute die Aktionäre der Lufthansa (-7,5%) und Daimler (-6,2%). Der DAX schloß den Handel mit -4,01% ab.
Wer nicht regelmäßig mit dabei ist, dem sei vergewissert, dass dies kein normaler Tag ist. Seit dem Brexit gab es keine solch hohen Tagesverluste mehr. Ursache dafür war eine aufkommende Panik rund um die Angst, dass das Corona-Virus nun in Nord-Italien angekommen ist und somit eine Eindämmung auf China nicht geglückt ist.
Eine massive Ausweitung des Virus ist natürlich nichts, was einem Aktionär die Freude in die Tränen treibt. Die Konsumenten bleiben eher daheim und gehen nicht heraus auf die Straße um Geld auszugeben. Die Produktionsketten brechen zusammen, weil wichtige Teile aus bestimmten Industrien nicht zur Verfügung stehen, weil aus Sicherheitsgründen ganze Unternehmen geschlossen werden. Nur die Vorstellung, dass das eigene Unternehmen für 14 Tage geschlossen werden könnte, ist schon ein schierer Alptraum auf die Rendite-Erwartung.
Entsprechend bricht nun heute die Panik am Markt aus. Und sehen einige Leute erst einmal, wie die Kurse langsam rot einfärben, verstärkt sich die Panik erst noch. Ich merke es vorwiegend daran, dass ich von Bekannten angeschrieben werde, dass es ja ein ganz schrecklicher Tag war und man hohe Verluste hinnehmen musste. Ob man nun agieren sollte und schnell verkaufe sollte?
Ich bin jedes Mal froh, wenn jemand noch fragt, anstatt sich einfach blindlings bei seinem Broker anzumelden und zu verkaufen. Meine typische Antwort auf die Frage wie man darauf reagieren sollte: Die Rollläden runter machen. Sich ein gemütliches Plätzchen einrichten. Ein Glas mit edlem Whisky aus dem Schrank rausholen und ein wenig auf die heutige Niederlage anstoßen. Dabei empfehle ich dringend bei einem Glas zu bleiben, da Alkohol am Ende eben doch ein Nervengift ist ;)
Dies verunsichert die Leute dann meist immer sehr. Aber zur Hölle noch einmal, was erwartet man von einem Buy & Hold-Anleger für eine Antwort dazu? Die Spekulation ist darauf, dass es langfristig nach oben geht. Was kümmerts mich, wenn da über Europa die Seuche hereinbricht. Also als ich meine aus Sicht eines Börsianers. Menschlich ist dies natürlich alles sehr tragisch und es bleibt nur zu hoffen, dass man es doch eingedämmt bekommt und es möglichst wenig erkrankte geben wird!
Aber die Marktteilnehmer sind eben oft Drama-Queens und kaum bricht ein Virus aus, der nicht wesentlich schlimmer als ne normale Grippewelle ist aus, wird man gleich hysterisch. Solange wir nicht mehr Tote haben als durch eine mittelschwere Influenzaausbruch (nicht zu verwechseln mit der Youtube-Seuche ;)), ist nichts anderes als sonst und man feiert lediglich ein großes Medienereignis.
Selbst wenn das Ding nun mutieren sollte und wie eine moderne Pest ganze Landstriche entvölkern sollte... auch davon hat sich ein Europa danach wieder erholt und uns an den Punkt gebracht an dem wir heute stehen. Und das ganze ohne den Möglichkeiten die wir heute haben. Momentan sieht es gut aus, dass wir Impfstoffe in den nächsten Monaten zur Verfügung stehen haben werden und wir haben in den Arzneischränken auch noch einige Mittel bei denen die Hoffnung besteht, dass sie zumindest hilfreich sein könnten.
Glaubt ihr wirklich, dass der Weltuntergang bevorsteht und wir nur noch errettet werden, wenn wir wild mit dem Armen fuchteln und durch die Gegend laufen? Ich habe nicht besonders viel Hoffnung auf viele Aspekte der menschlichen Zukunft, aber das wir an einem solchen Virus zu Grunde gehen, halte ich dann doch für eher unwahrscheinlich. Und selbst wenn! Dann ist auch egal! Somit ist eine Wette auf einen milden Verlauf eher noch logisch.
Wer auf einem anderen Verlauf spekuliert, sollte sich nicht mit der Börse beschäftigen, sondern seine Notrationen sammeln und erst einmal ordentlich etwas einkochen. Wenn schon im Panikmodus, dann wenigstens rational!
Und mal Hand aufs Herz! Das bisherige Jahr lief für uns an der Börse eigentlich ziemlich gut. Obwohl einem die Zahlen heute die Tränen in die Augen treiben, stehe ich nach 2 Monaten in diesem Jahr mit +2,5% immer noch besser da als der passive Sparfuchs, der bei irgend einer Provinzialbank sein Geld behüten lässt. Jammern auf hohem Niveau also und nicht wirklich ein Grund zur Panik!
Natürlich gibt es in all diesem Treiben auch noch die Opportunisten, die sich Rothschilds Motto zum Vorbild nehmen und investieren, solange das Blut durch die Straßen fließt. Grundsätzlich keine verkehrte Einstellung. Wer ohnehin etwas kaufen wollte und ein wenig Kleingeld hat, kann dieses nun mit einem saftigen Discount bekommen. Das gleiche Unternehmen für weniger Euro.
Doch vorsicht. Meine Prognose ist, dass dieses Treiben noch nicht zu Ende sein wird und es noch weiter abwärts geht. Heute Abend alleine werden viele Private daheim erst einmal ihr Portfolio schlachten. Eine eher positive Phase mit schlechten Nachrichten lässt dort oft die Gier durchkommen und das Sparschwein wird geschlachtet. Dies alleine wird dazu führen, dass es in den nächsten Tagen noch weiter abwärts gehen wird, weil es mehr Verkäufer geben wird.
Dazu ist damit zu rechnen, dass auch in den Medien das Thema noch eine Weile präsent sein wird und sich einige der noch zittrigen Hände in den nächsten Wochen ein wenig verunsichern lassen. Liest man oft genug vom Weltuntergang, fängt man irgendwann an eben auch daran zu glauben und den Rest erledigen dann die Selbstzweifel.
Die Evolution hat uns gelehrt, dass es in den meisten Fällen eher schlecht ist nicht zu agieren. Raschelt es im Gebüsch und der Säbelzahntiger kommt daraus gesprungen, dann ist es eine eher schlechte Strategie erst einmal abzuwarten, ob das Raubtier wirklich hunger hat. Dies führt dazu, dass uns instinktiv immer noch im Blute liegt, dass wir glauben auf Ereignisse reagieren zu müssen. Doch nach all meine Erfahrung (und auch einigen der alten Weisen), ist genau dies dort eher vom Nachteil.
Kostolany würde zur Schlaftablette raten. Buffett dazu gierig zu sein, solange andere ängstlich sind. Ich schwöre auf ein edles Getränk, dass ein wenig die Nerven entlastet und einen zur Ruhe kommen lässt. Dazu ein wenig Atmenübungen falls man verspannt und sich lieber auf das Elend der Zukunft fokusieren und darüber zu sinnieren. Dies macht wesentlich mehr Sinn als zu versuchen das Offensichtliche an der Börse mitzuspielen und hektisch mit der Masse herum zu laufen.
Zuviele Menschen halten sich für genial und den Rest der Welt für doof. Dabei überschätzen sie ihren Informationsvorteil oft enorm. Ja, jetzt in Pharmaindustrie zu investieren und Maskenhersteller! Glaubt den wirklich jemand, dass der Markt nicht bereits diese Idee hatte und unlängst dort bereits drin steckt? Das nachdem die Nachrichten in den letzten Tagen durch die Medien gepeitscht wurden, nun Abends jemand sich hinsetzt von Euch und diese Genialität erkennt? BB Biotech stürzte heute um -5% ein. Soviel zur sicheren Wette auf die Biotech-Industrie!
Viel interessanter ist es sich eher Gedanken zu machen, was nach dieser Krise wohl passieren wird. Als die Pest durch Europa wütete und die Leute sich auf das Ende der Welt vorbereiten, frönten sie vorwiegend dem Vergnügen und veranstalteten Fressgelage.
Vielleicht macht es da mehr Sinn etwas in den alten Texten zu schmökern um zu verstehen, was diesen Leuten damals durch den Kopf ging. Weil es einem Ideen für neue Investitionen bringen kann. Weil es sie ehrt, dass man als Überlebender sich mit ihren Gedanken befasst. Ja und vielleicht auch, weil es einem ein wenig Demut lehrt davor, dass wir als Menschen eben nicht immer die volle Kontrolle haben.
Denn es ist vermessen zur denken, dass unsere Vorfahren primitive Geister waren. Zwischen all ihren Wirken und Tun findet man immer wieder sehr geistreiches. Und machen wir uns nichts vor. So sehr haben wir uns in den letzten Jahrhunderten nun auch nicht verändert. Gerade in Zeiten der Krisen macht es oft mehr Sinn seinen Blick in die Vergangenheit zu richten, anstatt ängstlich in die Zukunft.
Verkloppt also nicht heute Abend Euer Depot. Beobachtet man so manchem Zeitgenossen, beschleicht einen doch der Eindruck, dass die Zombieapokalypse bereits ausgebrochen ist. ;) Und wer wirklich in einem Gebiet lebt, dass nun in Italien betroffen ist wünsche ich eine ordentliche Portion Zuversicht und das alle Erkrankten möglichst schnell wieder auf den Beinen sind!
Schön geschrieben und es trifft meine innere Welt 😉
Da ich ein biologischer Kurzfristhändler bin und auch so denke, ist der Blick auf mein Langzeitdepot besonders schwer.
Die Kunst sich nicht in das Depot einzuloggen und alles zu liquidieren war und ist meine persönliche Challange.
Natürlich ist eine Korrektur angebracht und das quer durch die Bank aber dabei investiert zu sein ist schon schwer.
Wollen wir mal auf genügend Schnäppchenjäger hoffen und eine baldige Normalisierung der Geschehnisse.
Naja am Ende ist es eben immer auch die Art und Weise wie man sozialisiert ist. All meine Versuche mal mit dem Spielportfolio zu "traden" führte irgendwann eher dazu, dass man es doch einlagerte, weil man nicht verkaufen konnte. ;)
Als Buy & Hold kann man halt wirklich nur im Zweifel versuchen, dass Depot gar nicht erst auf zu machen und zu seinen ursprünglichen Entscheidungen zu stehen. Ich meine blickt man mal zurück ... Januar 2019... was war da für eine Panik am Markt. Und nun kaum ein Jahr später, erinnert man sich selbst kaum noch daran. Wieso soll man solch einem Treiben also Beachtung schenken? Nun und was die Finanzpornographie angeht ... ich habe eine Weile mal ein Portfolio durchgespielt mit deren "Tipps". Seitdem mache ich wenn überhaupt immer nur das Gegenteil von denen was die sagen :)
Wollen wir mal auf genügend Schnäppchenjäger hoffen und eine baldige Normalisierung der Geschehnisse.
Ich denke, dass es noch weiter runter gehen wird. Die Stimmung war ja teilweise im letzten Jahr schon nicht so geil. Der Markt entwickelte sich aber positiv. Irgendwie warten immer mehr Leute auf Korrekturen und sie sind ja auch schon längst überfällig. So eine Seuchenwelle die große Teile der Produktion lahmlegen sind da doch ein guter Brandbeschleuniger. In 5 Jahren blicken wir trotzdem wohl darauf zurück und lachen. Griechekrise... war da was? ;)
Weise Worte angesichts der allgemeinen Panikstimmung!
Danke. Gefühlt leben die meisten Menschen ja nur noch in der Panik. Aber selbst für die Verhältnisse ist es momentan teilweise schon wieder richtig schlimm ;)
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