Über den Sinn und Unsinn von Politischen Aktivismus

in #afd8 years ago (edited)

(Der Autor dieses Textes, bittet um Verbreitung.)

Über den Sinn und Unsinn von Politischen Aktivismus

Interviewer:
“Wenn es dir nicht passt, trete doch einer Partei bei und ändere es oder wandere einfach aus!”
Diesen oder einen ähnlichen Satz bekommt man des Öfteren zu hören, wenn man eine kritische Meinung über unsere demokratischen Politik-Landschaft in Diskussionen äußert. Aber ist der Eintritt und die Beteiligung in einer Partei wirklich so ratsam oder doch nur eine Verschwendung von Zeit und Mühe?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen habe ich einen Interviewgast eingeladen, der aus erster Hand über eigene Erfahrungen in einer Partei - insbesondere einer, die “Alternative” im Namen trägt - berichten kann. Wir überlassen es dem verehrten Hörer/Leser zu beurteilen, welchen Wahrheitsgehalt dem innewohnt und bitten um Verständnis, dass mein Gast hierbei anonym bleiben möchte und deswegen ein Pseudonym benutzt.

Interviewer;
Anneliese, warst du vorher schon einmal politisch aktiv und falls nein, was hat dich bewogen dies zu ändern und das gerade in der Afd? Welche Erwartungen hattest du dabei?

Anneliese:
Nein, ich war nie politisch aktiv. Aber im Frühjahr 2013 hat mich eine Freundin für die Missstände der deutschen Europa-Politik und die von Prof. Lucke gegründete „Alternative für Deutschland“ (AfD) sensibilisiert. Auslöser für die Gründung dieser neuen Partei war vor allem die „Rettung“ Griechenlands - egal was es die EU kostet und egal, ob die Maßnahmen den griechischen Bürgern wirklich zugutekommen. Die fundierten Vorträge des Tübingers Prof. Starbatty überzeugten mich dann ebenso wie der zuständige Organisator bei der Gründung des Regionalverbandes mit Bodenständigkeit, Kampfgeist und guten Ideen.

Wenn Demokratie Herrschaft des Volkes ist, dann hat der Bürger auch Verantwortung für solche Fehlentwicklungen. So empfand ich es als Pflicht, meinen Beitrag zur Schadensbegrenzung zu leisten und die Wirtschaftsexperten als Parteimitglied zu unterstützen. Erwartet habe ich, dass Kompetenz und Vernunft eine Chance haben, sich gegen kurzfristiges Denken und Misswirtschaft durchzusetzen.

Interviewer:
Wie genau bist du praktisch Mitglied der AfD geworden, welche Anforderungen stellte damals die AfD an seine Bewerber und wie ging es dann weiter?

Anneliese:
Man durfte nicht in einer anderen Partei Mitglied sein, sonst gab es – wenn ich recht erinnere – keine Anforderungen. Kein Problem, da ich zuvor ja nicht politisch aktiv war. Einige Wochen nach meinem Antrag erhielt ich einen Mitgliedsausweis. In der Region trafen wir uns dann alle paar Wochen zu Stammtischen oder Vorträgen und mehrmals nahm ich auch an zweitägigen Landesparteitagen teil.

Interviewer:
Bewerber wurden also nicht auf ihren Politischen Background überprüft, solange sie in keiner Partei waren?

Könnte sein, daß ehemalige Mitglieder der NPD und anderer extremen Parteien abgewiesen wurden, aber genau weiß ich das nicht.

Interviewer:
Kannst du uns erzählen wie du die Berichterstattung der Medien im Vergleich zu deinen tatsächlich gemachten Erfahrungen wahrgenommen hast?

Von Anfang an empfand ich eine Verunglimpfung der Partei in der Presse und im TV. Kaum eine Veröffentlichung ohne das Label „Rechtspopulisten“, immer wertend, immer negativ – so war man schnell als „Bös-Mensch“ abgestempelt. Extrem einseitig und undemokratisch empfinde ich noch heute insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender … wess‘ Brot ich ess!

Interviewer:
Hast du dich nie gewundert, warum Herr Lucke in den Anfangstagen so viel Sendezeit zugestanden wurde um seine EU-kritischen Ansichten kund zu tun?

Gewundert habe ich mich damals wohl vor allem, wie er auf breiter Front in den Talkshows niedergemacht und in die rechte Ecke gestellt wurde. Immer nach demselben Muster: alle gegen einen! Immer mehr wurde mir klar, daß unsere Öffentlich-Rechtlichen nicht kritisch und unparteiisch agieren, sondern regierungstreu die Volksmeinung prägen.

Interviewer:
Erzähle uns doch bitte von deinen Alltag in der AfD, wie du die Partei von innen her wahrgenommen hast und wie sie sich verändert hat.

Anneliese:
Ich war ja normales Mitglied, habe aber an vielen Mitgliedertreffen und Stammtischen in unserer Region und eben auch Landesparteitagen teilgenommen. Dabei zeigte sich allerdings schon nach kurzer Zeit, daß die Partei stark gespalten war: ein nicht unerheblicher Teil der Mitglieder war immer im Angriffsmodus auf niedrigstem Niveau, meist auf persönlicher Ebene, von politischen Diskussionen keine Spur - pure Machtkämpfe, zumindest pure Streitsucht!

Diese internen Streitereien gingen mir erheblich an die Nerven. Immer mehr war ich enttäuscht von Menschen, die mir anfangs vertrauenswürdig schienen, die ich ja sogar mit in den Vorstand gewählt hatte, die sich aber zunehmend als unfähig und destruktiv zeigten. Ich hatte durch meine langjährige Tätigkeit in der Wirtschaft im Management intensive Erfahrungen im Umgang mit Menschen auf allen Hierarchie-Ebenen. Das war nicht einfach und auch oft ein Kampf, aber so viel Hemmungslosigkeit hab ich dort nie annähernd erlebt.

Interviewer:
Hast du Erfahrungen gemacht mit Mitgliedern der Antifa oder anderen linken Organisationen ?

Dass vor allem bei den Landesparteitagen die Antifa vor den Türen lauerte und die Situation für mich (als polit-unerfahren) bedrohlich wirkte, gehörte zu den sehr unangenehmen Begleiterscheinungen. Oft war ich der Polizei für ihren Schutz dankbar.

Interviewer:
Was waren für dich die wichtigsten Gründe, die Partei wieder zu verlassen und wie siehst du die AfD heute? - Möchtest du denjenigen etwas sagen, die vor haben beizutreten und oder bereits Mitglied sind?

Anneliese:
Das war auf dem Bundesparteitag in Essen im Sommer 2015, wo es dann zum Eklat und zum endgültigen Bruch innerhalb der Partei kam. Die mir wichtigen fünf EU-Abgeordneten Prof. Lucke, Prof. Starbatty, der ehemalige IBM-Chef Hans-Olaf Henkel, Bernd Kölmel (zuvor Rechnungshof BaWÜ) und Unternehmerin Ulrike Trebesius wurden niedergebrüllt und verließen die Grugahalle bereits am ersten Tag, mit ihnen die vernünftigen Mitglieder.

Was sich zuvor in den Treffen bereits dramatisch abzeichnete, wurde mir nun eine Gewissheit: Eine weitere Zusammenarbeit war für mich unvorstellbar!

Und auch wenn manche sagen, dass Parteiarbeit immer auch Kompromisse braucht und die Trennung falsch war, weil die AfD ja erfolgreich ist: im Dauerstreit ist eine konstruktive Arbeit ja einfach unmöglich.

Interviewer:
Welches Fazit ziehst du aus Deinen Erfahrungen? Was würdest du denen raten, die vorhaben, einer Partei beizutreten?

Anneliese:
Mein Glaube an Demokratie und Vernunft, an sachorientierter Arbeit in einer Partei hat erheblich gelitten. Ich kann das Wort „Basisdemokratie“ nimmer hören. Hätte mir aber jemand die Entwicklung vorausgesagt: ich hätte sie nicht geglaubt!
So war die Erfahrung nötig und trotz allem wertvoll, wenn auch sehr enttäuschend.

Wenn mich dereinst die nächste Generation fragen würde: „Was hast du gegen diesen Irrsinn gemacht?“ könnte ich sagen „Ich hab getan, was ich konnte.“ Und bin leider dabei in einem anderen Irrsinn gelandet.

Interviewer:

Danke liebe Anneliese für deine Zeit und diese Einblicke.

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