Keyword of the Week: SURPRISE / Schlüsselwort der Woche: ÜBERRASCHUNG

Deutsch im Anschluß…

Several years ago - I was about 32 or 33 years old and already had two of my children - there was a very good friend of mine who was a so-called workaholic and worked 16 or even 18 hours a day with a passion. Day after day, without weekends or holidays. I found him to be happy and balanced and when I asked him what his secret was, he told me: you have to do a job that is creative and that you really enjoy. Then there is no need to switch off to refresh your mind.

Well, he was one of the first to automate technical processes in the home sector; he had no shortage of orders and customers. Accordingly, he earned very well back then. As there were hardly any partners who wanted to share his busy life and his children were already largely independent, his few friendships provided welcome opportunities to break out of his routines.

Because he also led a frugal life and hardly spent any of his earnings, he could certainly be described as a wealthy man at the time. Being friends with him therefore meant being constantly surprised. Without him intending it that way; he simply brought out the guns that none of us could or wanted to pay for…

I remember a Saturday afternoon in summer: my phone rang and the friend on the other end of the line cheerfully asked if I would like to go and see ‘Phantom of the Opera’ live with him that evening. You know the famous musical? He was delighted at my enthusiasm (as I had an Au Pair at the time, my children were always well looked after) and casually said he would pick me up in half an hour.

Why? Why in half an hour? Performances like this usually start at around 8pm and there would still be plenty of time before then!

Yes, of course! But we'd have to fly to London first...

And yes, I was more than surprised! Seamlessly transitioning into hectic; have you ever thrown yourself into a big gala within 20 minutes? Including hairstyle and all the chichi?

Today my gala would be less big and I could easily manage it; as you get older you become more serene and judge outward appearances a little differently. Back then, I fell into galloping vanity and tried to get the best out of myself.

My generous friend arrived on time and we had one of the best evenings I can ever remember.

We flew first class to London - back then there weren't as many security checks as there are today, the time delay at the airport was negligible without luggage - and were chauffeured straight from Heathrow to His Majesty's Theatre. A feudal house full of glamour and splendour, where fine snacks were served with champagne.

The performance of Andrew Lloyd Webber's play with Michael Crawford as the Phantom and Sarah Brightman as Christine was powerful and moving. Yes, maybe I cried a little. Okay, maybe even shed huge amounts of tears. If I did, then I wasn't the only one that evening.

After a nightcap afterwards, we drove back to the airport and boarded our flight home. Crazy! It was cool to be so young and carefree and spontaneous! And this memory makes me wonder - once again - what might have become of this great friend. Our contact broke off when I moved to England with my children two or three years later. Later, despite my best efforts, I couldn't find him again...

https://loving-travel.com/de/phantom-oper-london/

Deutsche Version:

Vor etlichen Jahren – ich war etwa 32 oder 33 Jahre alt und hatte bereits zwei meiner Kinder – gab es einen sehr guten Freund in meinem Umfeld, der seinerseits ein sogenannter Workaholic war und mit Leidenschaft 16 oder sogar 18 Stunden täglich arbeitete. Tag für Tag, ohne Wochenenden und ohne Urlaub. Ich erlebte ihn als glücklich und ausgeglichen und auf die Frage nach seinem Geheimnis verriet er mir: man muß einen Job machen, der kreativ ist und einem wirklich Freude macht. Dann besteht keine Notwendigkeit, davon abzuschalten, um seinen Geist zu erfrischen.

Nun, er war einer der ersten, die technische Prozesse im Heimbereich automatisierten; an Aufträgen und Kunden mangelte es ihm nicht. Entsprechend verdiente er damals sehr gut. Da es kaum Partnerinnen gab, die sein arbeitsreiches Leben teilen wollten, und seine Kinder bereits weitgehend selbständig waren, boten seine wenigen Freundschaften willkommene Anlässe, aus seinen Routinen auszubrechen.

Weil er außerdem ein genügsames Leben führte und kaum etwas von seinem Verdienst ausgab, konnte man ihn damals durchaus als vermögenden Mann bezeichnen. Mit ihm befreundet zu sein brachte es daher mit sich, quasi permanent überrascht zu werden. Ohne daß er es in dieser Ausprägung beabsichtigte; er fuhr einfach Geschütze auf, die niemand von uns hätte bezahlen können oder wollen…

Ich erinnere mich an einen Samstag Nachmittag im Sommer: mein Telefon klingelte und besagter Freund am anderen Ende der Leitung fragte fröhlich, ob ich Lust hätte, am Abend mit ihm das „Phantom der Oper“ live anzusehen. Ihr kennt das berühmte Musical? Er freute sich über meine Begeisterung (da ich ein Au Pair hatte zu dieser Zeit, waren meine Kinder immer bestens versorgt) und meinte beiläufig, er hole mich in einer halben Stunde ab.

Wieso? Wieso schon in einer halben Stunde? Solche Vorstellungen fangen doch normalerweise abends gegen 20 Uhr an und bis dahin wäre doch noch unendlich Zeit!

Ja natürlich! Aber wir müßten doch erst noch nach London fliegen…

Und ja, ich war mehr als überrascht! Nahtlos übergehend in Hektik; habt Ihr Euch schon mal innerhalb von 20 Minuten in große Gala geworfen? Inklusive Frisur und allem Chichi?

Heute wäre meine Gala weniger groß und ich würde das locker schaffen; mit dem Alter wird man abgeklärt und bewertet Äußerlichkeiten etwas anders. Damals verfiel ich in galoppierende Eitelkeit und versuchte, das Beste aus mir heraus zu holen.

Pünktlich stand der generöse Freund vor der Tür und für uns begann einer der schönsten Abende, an die ich mich überhaupt erinnern kann.

Wir flogen Erster Klasse nach London – damals gab es noch nicht so immense Sicherheitskontrollen wie heute, der Zeitverzug am Flughafen war verschwindend gering so ohne Gepäck – und wurde von Heathrow aus schnurstracks in His Majesty‘s Theatre chauffiert. Ein feudales Haus voller Glanz und Prunk, in dem es feine Snacks zu Champagner gab.

Das Stück von Andrew Lloyd Webber in einer Aufführung mit Michael Crawford als Phantom und Sarah Brightman als Christine war urgewaltig und ergreifend. Ja, vielleicht habe ich etwas geweint. Okay, vielleicht sogar gewaltige Mengen Tränen vergossen. Wenn, dann war ich nicht die Einzige an diesem Abend.

Nach einem anschließenden Absacker fuhren wir wieder zum Flughafen und traten den Heimflug an. Verrückt! Es war cool, so jung und sorglos und spontan zu sein! Und bei dieser Erinnerung frage ich mich – wieder einmal, was aus diesem tollen Freund wohl geworden sein mag. Unser Kontakt brach ab, als ich zwei oder drei Jahre später mit meinen Kindern nach England umsiedelte. Später konnte ich ihn trotz großer Bemühungen nicht mehr finden...