Spontaner Buchtipp - Frustschutzverse...
Eugen Roth. Hmm. Schon mal gehört. Oder vielleicht doch eher… Philip Roth? Hermann Roth? Irgendein Roth? Unsicherer hätte ich mir nicht sein können, als mir dieses kleine Büchlein in die Hände fiel.
Nein, ich bin also kein großer Fan oder Verehrer, ich habe auch nicht alle seine Werke begeistert verschlungen. Ich fand dieses Taschenbuch zufällig beim Bücherkisten auspacken und sortieren zwischen seinen allzu zahlreichen „Kollegen“ und warf einen neugierigen Blick hinein: des Untertitels wegen! „Alles halb so schlimm“ - Frustschutzverse von Eugen Roth.
Frostschutz hatte ich erst kürzlich erneuert am Auto. Frustschutz kannte ich so nicht, wäre mir aber äußerst willkommen (ich sehe noch viele Bücherkisten vor mir…) Also gönnte ich mir eine kleine Pause und ein paar wahllose Blicke in die nicht mehr ganz neuen Seiten. Die vorliegende Ausgabe ist von 2010 aus dem Deutschen Taschenbuchverlag.
Roth stellte diese Sammlung nie selbst so als geschlossenes Werk zusammen, sondern seine Herausgeberin Christine Reinhardt präsentierte lange nach seinem Tod eine Sammlung optimistischer, lebensbejahender und frecher Gedichte, die in Wortwahl, Stil und Tonfall durchaus altmodisch wirken, inhaltlich aber aktueller und treffender nicht sein könnten…
Beispiel gefällig?
Hoffnungslos
Ein Mensch begibt sich ahnungslos
In einer Freund Familie Schoß,
Wo man nicht fernsieht, rundfunkdudelt -
Nein, geistvoll im Gespräch versprudelt.
Doch leider sieht der Mensch erst jetzt,
Daß man die Stühle streng gesetzt
Und alles schweigend und gespannt
Auf Buntes starrt an weißer Wand.
Ein Unmensch zeigt in langen Serien,
Wie er verbracht hat seine Ferien.
Vor Bildern, ziemlich mittelmäßig,
sitzt nun der Mensch, schon lahmgesäßig;
Und pausenlos wird er befragt,
Was er zu diesen Bildern sagt.
Zum Sagen kann er gar nicht kommen:
Das Lob wird gleich vorweg genommen.
Die ganze Sippe, wild und wilder,
Verlangt noch die Familienbilder.
Der Mensch muß anschaun, ohne Gnaden,
Klein-Hänschen – ach, wie herzig! - baden;
Und nicht verschont wird er nun auch
Mit Muttis Reizen, Papis Bauch.
Der Mensch, der lang nach Mitternacht
Todmüd sich auf den Heimweg macht,
Beschließt, nie wieder werd er Gast,
Wo schon die Technik Fuß gefaßt.
Und ich kann‘s sowas von nachfühlen, wo doch im Zeitalter der Digitalfotos und stets verfügbaren Smartphonekameras aus fünfzig vorgezeigten Urlaubsbildern (die Filme, das Entwickeln und die Abzüge waren früher teuer; Dias erstellen sogar noch viel mehr…) leicht mal fünfhundert werden, die meist nicht wirklich durch professionelle Qualität glänzen oder aber erbarmungslos bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet wurden…
Roth zeigt sich wortgewandt böse, zynisch und vernichtend in seinem Urteil für die Einen, aufbauend, Trost spendend und Mut zusprechend für die Anderen.
Wir hatten einen arbeitsreichen und dabei unglaublich heiteren Tag mit seinen Versen über menschliche Schwächen, Unpünktlichkeiten der Bahn (nein, er ist wirklich kein Zeitgenosse!) und den neuen Bazillus (nein, nein, ganz ehrlich nicht!) Wenn bei Euch also auch mal die Stimmung kippt, alles schief läuft oder der Tag irgendwie dunkelgrau wirkt, probiert es 'mal mit der Lektüre: vielleicht geht es Euch danach ein bißchen besser.
I happened to know 1 Roth as well. This guy.
Source
But the photograph was from years ago, he is now 70 yo, I mean he looks very different nowadays.
I guess he is (or "was"?) indeed a coin, just like all the rest of us are. 😀
I always felt that on most of mystery spy thriller adventure fictions. Later on I found comfort in philosophy books, although sometimes they cause me headache. 😅 😅
Hey @wakeupkitty, @bahrol, name a book I should read at least once before I die. And why.
Happy weekend for all of you.
Ah, from van Halen... Yes, he should become older a bit ;-))
Yep. Still he can jump. 😀😀😀
Guten Tag Heike,
mir gefällt sehr gut was und wie Roth alltägliche Geschichten beschreibt. Deine ausgewählten Gedichte sind schöne Beispiele, wie man es vermeidet sich nicht zu ärgern oder der Besuch: Hoffnungslos- richtig aus dem Leben gegriffen, kommt sicher oft genug vor. Hab ich auch erfahren. Ein Studienkollege mit dem ich viel Zeit verbrachte, ein guter Freund, war unerbittlich wenn er seine Dias vorführte, so toll die Reisen auch waren und super fotografiert. Hartnäckig, wie von Roth beschrieben.
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