🎉 Jubiläumsausgabe!!! 🍾 unterwegs...auf dem Jakobsweg
Ein Jahr ist es nun her, seit meine Reise bei Steemit begann!
Zur Feier des Tages lade ich Dich auf den Weg ein, mit dem hier alles begann:
unterwegs...auf dem Jakobsweg
Meine Reise auf dem Camino von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela - 800 km zu Fuß. Die Reise, auf die ich Dich mitnehmen werde wird fünf Wochen dauern und ich werde viel Zeit mit mir und meinen Gedanken verbringen, während ich einen Fuß vor den anderen setze. Ich freue mich, dass Du mich auf diesem Weg begleitest.
Am Bahnhof von Saint-Jean am Fuß der Pyrenäen angekommen beginnt die erste Etappe mit der Überquerung des Ibañeta-Passes auf gut 1000 Höhenmetern.
Nach dieser kühlen, windigen und nebeligen Erfahrung wird das Wetter zusehends angenehmer und bald wird klar, dass die erste Etappe auch eine der anstrengendsten sein wird und gelegentlich drängt sich mir dann doch eine naheliegende Frage auf:
Was genau mache ich hier?!?
Spätestens bei diesen Straßenschildern ist klar - ich bin auf dem Camino und jetzt sollte ich noch herausfinden, warum. Was suche ich hier, außer...Brücken...
...engen Gassen...
...weiten Landschaften...
...mehr enge Gassen...
...mehr Landschaften...
Offenbar bin ich nicht alleine und in den nächsten Wochen wird es viele Gelegenheiten geben, diese Frage mit Gleichgesinnten zu beantworten.
Für den Anfang aber ist das Ziel meiner Suche klar. Ich suche Ruhe, ich suche Entschleunigung, ich will Zeit für mich und meine Gedanken. Ich suche mich.
In diesem Sinne - Ultreja!
Die ersten rund 200 km waren geprägt von einem monotonen Wechsel von weiten Landschaften und kleinen Orten. Genau dieser gleichförmige, sich Tag für Tag um etwa 30 km gen Westen bewegende, Tagesablauf hilft sehr dabei, Schritt für Schritt den Lärm der Gedanken zu beruhigen und Abends, beim Pilgermahl mit wechselnden Weggefährten, die Erkenntnisse des Tages aufzuarbeiten.
Tägliche 2do-Liste:
- Aufstehen
- Laufen
- Duschen
- Abendessen
- Schlafen
Das Leben mit 6 km/h beruhigt.
Tag für Tag weiter auf dem Weg zum Ziel. Einen Schritt nach dem anderen. Durch kleine Orte
Durch größere Orte
Mal einsam...
...mal urban...
...aber immer unterwegs...
...nach Westen...nach Santiago de Compostela...ans Ziel dieser Reise.
Diese tägliche Routine und die tägliche Bewegung ergeben Tag für Tag und Schritt für Schritt einen beruhigenden Rhythmus der den Platz einzunehmen beginnt, der im normalen Leben für die wichtigen, täglichen Ablenkungen reserviert ist. Meist Ablenkungen, die uns zumindest von einem leicht ablenken. Von persönlichen Zielen.
Nach dem Überqueren der Pyrenäen und den ersten Kilometern durch Spanien in Etappe 1 und der Durchquerung der Rioja in Etappe 2 geht es nun weiter Westwärts. Hinter mir die Meseta; Einsamkeit, so weit das Auge reicht. Die ereignislosen Etappen durch die endlose Kornkammer Spaniens lassen ein Gefühl von Einsamkeit und Verletzbarkeit aufkommen und trotz des überwältigenden Spiels von Licht und Schatten bei Sonnenaufgang, bin ich froh, zurück in der Zivilisation zu sein.
Also auf gehts, weiter...
...einen Schritt vor den nächsten.
Durch Astorga mit Gaudi's beeindruckendem Bischofspalast
Um dann den Aufstieg zu beginnen,
in Richtung des berühmten Foncebadon, das als düsterer, zerfallener Ort auch bei Paulo Coelho bereits Erwähnung gefunden hat.
Zu einer absolut großartigen Herberge...
...deren Paella hier noch einmal erwähnt werden muss!
Der nächste Tag bringt einen der besonderen Momente des Camino, denn er führt uns an den Ort, an dem es seit Jahrhunderten Tradition ist, dass der Pilger einen Gegenstand, stellvertretend für Ballast, den er bis zu diesem Ort getragen hat, ablegen darf. Das "Cruz de Ferro", das berühmte Eisenkreuz.
Hier lege auch ich einen Gegenstand ab, den ich für diesen Moment und zu zu diesem Ort mitgebracht habe.
Für einen kurzen Moment sei noch einmal an eine wichtige Frage erinnert:
Ab hier beginnt der vielleicht schönsten Teil des Camino de Santiago. Galizien.
Obwohl sich die tägliche Routine:
- Aufstehen
- Laufen
- Duschen
- Abendessen
- Schlafen
in den letzten Wochen etabliert hat gibt es doch immer wieder Momente, die mich daran erinnern, worum es hier nicht zuletzt geht: Durchhalten! Aber all die Plackerei ist jetzt erstmal vergessen, denn begrüßt werde ich mit keltischer Musik, knorrigen Bäumen und Eukalyptuswäldern - ich bin in Galicien.
Sagenhafte schöne Landschaften, atemberaubende Natur und eine zauberhafte Atmosphäre. Über dies Etappe ist weniger zu schreiben als Bilder ausdrücken könnten also komm mit mir und begleite mich einen Tag durch diese wunderschöne Landschaft.
Salud! Diesen Tag beschließen wir auf traditionelle Art mit Polbo á feira.
Während ich die Gegend genieße wird es langsam ernst. Meine Reise auf dem Jakobsweg nähert sich ihrem Ende zu und ich beginne die letzten Wochen Revue passieren zu lassen und frage mich, ob ich schon irgendetwas gelernt habe.
Ich sah so manche Brücke, viele enge Gassen, unzählige weite Landschaften und bin 700 km zu Fuss durch Spanien gewandert. Jetzt fehlt nur noch die Erleuchtung aber vielleicht wartet die ja in Santiago de Compostela auf mich?
Morgen jedenfalls werde ich das Ziel dieser Reise erreichen. Aber wenn der Weg das Ziel ist, wie kann dann ein Ort das Ziel meiner Reise sein? Wie auch immer - nach fünf Wochen immer gleichen Tagesablaufs kommt langsam etwas Schwermut auf. Wie wird es sein, wieder im Alltag funktionieren, teil des normalen Lebens sein zu sollen?
Nach einem kargen Spanischen Frühstück geht es also los und so beginnen die letzten Kilometer wie schon für so viele Pilger vor mir.
Passend zur allgemeinen Stimmung fängt es in Strömen an zu regnen und so erreiche ich Santiago de Compostela am zweiten Regentag dieser Reise, nach 800 km zu Fuß durch den Norden Spaniens.
Da sich die Stadt touristisch ganz und gar ihrem Thema verschrieben hat, werde ich an dieser Stelle nicht weiter auf diesen Ort eingehen, denn es waren die 799 km davor, die die Reise für mich ausgemacht haben. Es ist kaum möglich, 20 Schritte zu laufen, ohne irgendwie daran erinnert zu werden, wo man sich gerade befindet. Der Tradition folgend besuchte ich hier das zweite Mal auf meiner Reise nach Santiago de Compostela eine Messe und so durfte ich, neben sich gegenseitig fotografierenden Priestern am Altar (während der Messe, versteht sich) auch Zeuge des Räucher-Schauspiels, in der gleichnamigen Kathedrale werden. Ein wahrhaft bewegender Moment. Auch ein bekannter Hersteller braunen Zuckerwassers scheint damit in direktem Zusammenhang zu stehen.
Neben viel Essen, Trinken und Feiern war noch zwei Tage Zeit für die Introspektion und so kam mir wieder eine Visitenkarte in den Sinn, die mir irgendwo auf der Reise in die Finger gefallen ist.
Eine spannende Frage, die sich hier stellt und so fühle ich langsam den Drang in mir aufsteigen, etwas zu bewegen - nicht nur meine Beine - und freue mich wieder ein bisschen auf Zuhause.
Der Ruckack ist ein letztes Mal gepackt und das Flugzeug steht bereit.
Jetzt geht sie also los, die Reise zurück ins normale Leben. In den Alltag mit all seinen Ablenkungen und seinem Lärm aber auch mit all seinen Optionen und Möglichkeiten. Zu wissen, dass ich 800 km zu Fuß bewältigen kann gibt mir ein bisschen das Gefühl, alles schaffen zu können und für den Moment mag ich dieses Bewusstsein.
Sobald ich mein Ziel definiert habe muss ich lediglich einen Fuß vor den andern setzen und entschlossen und beharrlich diesem Ergebnis entgegenstreben. Schritt für Schritt.
Frage: Wo und wie, lieber Leser, möchtest Du von jetzt ab in 10 Jahren sein?
Eine andere Sache, die ich auf dem Weg gelernt habe ist, dass jeder in seinem eigenen Tempo gehen muss. Nur wenn beide ihrem inneren Tempo folgen können und niemand auf den anderen warten muss, macht die gemeinsame Reise Spaß. Ich denke, dieses Bild kann auf ziemlich alle zwischenmenschliche Begegnungen angewendet werden.
Meine Reise auf dem Jakobsweg endet hier aber es soll nicht die letzte Reise und auch nicht das letzte Abenteuer bleiben. Auf einige davon werde ich Dich auch in Zukunft wieder mitnehmen.
Die obligatorische Compostela - die offizielle Vergebung aller Sünden, hängt heute in meinem Flur und was bleibt, sind die Erinnerungen an viele spannende und bereichernde Begegnungen, viele einsame Stunden alleine mit meinen Gedanken, das Wissen, was ich schaffen kann, wenn ich den Willen dazu habe und nicht zuletzt - frei nach Konfuze - eine einfache Einsicht: Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.
Mein Name ist Christian und ich bin unterwegs.
Sehr schöner Artikel 😍
Habe erst vor kurzem den Film "Dein Weg" gesehen, da hatte ich auch schon iwie Lust bekommen den Jakobsweg zu bestreiten.
VG Max
Vielen Dank!...ich kann es Dir auch nur sehr empfehlen!
Gratuliere zum Jubiläum!! jetzt heißt es:
👉 Unterwegs ins 2.Jahr 👈
Sehr richtig!...Dankeschön!
@originalworks
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Awesome!
Hallo ich bin Mikrobi,
dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen und du bekommst von mir Upvote.
Ich bin ein Testbot, wenn ich alles richtig gemacht habe, findest du deinen Beitrag in meinem Report wieder.
LG
Mikrobi
Das gefällt mir gut!
Ja in 10 Jahren möchte ich gerne den Jakobsweg fertig gegangen oder gefahren sein. :D
Zur Erklärung im Jahr 2007 haben mein Mann (damals noch Freund) und ich in München alle Zelte abgebrochen, um nach Wien umzuziehen und sind davor noch mit dem Fahrrad am Jakobsweg von München nach Le Puy en Velay (mitten am Französischen Jakobsweg) gefahren. Weiter haben wir es in den drei Wochen, die wir unterwegs waren, nicht geschafft.
Und es war unglaublich, wie schön der Weg durch Deutschland, Schweiz und Frankreich war, obwohl die Landschaften in Frankreich schon viel weitläufiger und weniger abwechslungsreich geworden sind.
Irgendwie habe ich auch Angst vor den Menschenmassen auf dem spanischen Jakobsweg. Aber in 10 Jahren oder auch schon vorher, werden die Kinder groß genug sein, um entweder mitzugehen oder zu Hause zu bleiben und dann hält uns nichts mehr auf, unseren Weg von Le Puy en Valay nach Santiago zu vollenden... :D
Danke für den schönen Bericht mit den schönen Fotos!
Ich freue mich, dass Dir der Bericht so gut gefallen hat und möchte Dich hiermit nochmal ermutigen, dieses Vorhaben zu verwirklichen...war wirklich ein tolles Erlebnis, das ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann!
Ich werde es bestimmt machen, wenn ich die Kinder so lange alleine lassen kann! 😀
Hallo Christian, toller Bericht über Deine Erfahrungen auf dem Jakobsweg. Auch die Bilder sind spitze! Schönen Sonntag, upvote und follow anbei. Alexa
Dankeschön!...und dito
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Awesome!
Die Pyrenäen sind einfach ein Traum, ob auf dem Jakobs Weg oder abseits davon - vielen DANK für die Bilder und Glückwunsch zum Jubiläum!
Dankeschön!