ARD und „Framing“: Manipulation auf Bestellung
Von Boris T. Kaiser
„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, heißt es in Bertolt Brechts berühmter Dreigroschenoper. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk müßte es wohl eher heißen: „Ohne Moral, kein Fressen.“ So könnte man zumindest die Handlungsanleitung zusammenfassen, die eine kalifornische PR-Agentur im Auftrag der ARD erstellt hat.
Im Mutterland des Massenmediums Fernsehen erkannte man wohl gleich, daß die gebührenfinanzierten deutschen Sendeanstalten allein durch Qualität nicht überzeugen können. Um das zu erkennen, genügen schließlich fünf Minuten ARD-Morgenmagazin. Danach weiß man: Der Tag wird nicht mehr besser. Zumindest nicht im Ersten. Im Zweiten oder den Dritten natürlich auch nicht.
Weder „Staatsfunk“ noch „Quotenfixierung“
Auch, daß es für die deutschen Zwangsgebühren kaum rationale Argumente geben kann, wissen die Experten vom „Berkeley International Framing Institute“ offenbar genau. Daß die Deutschen nicht nur für völlig uninspirierte TV-Programme, die sie nicht sehen wollen, sondern auch noch für die Verwaltung dieser staatlich geförderten Kreativlosigkeit zahlen müssen, dürfte Amerikanern wohl noch grotesker vorkommen als den Deutschen selbst.
Wer keine schlagkräftigen Argumente hat, der braucht eine möglichst dicke Moralkeule. Dieses Prinzip, auf dem ganze Parteien ihre Programme aufgebaut haben, soll auch der ARD zum Sieg über ihre Gegner verhelfen. In der Handreichung heißt es: „Wenn Sie Ihre Mitbürger dazu bringen wollen, den Mehrwert der ARD zu begreifen und sich hinter die Idee eines gemeinsamen, freien Rundfunks ARD zu stellen – auch und gerade in Zeiten, in denen Gegner der ARD deren Relevanz in Frage stellen und orchestrierte Kampagnen fahren, die die ARD in starken Bildern und Narrativen abwerten – dann muß Ihre Kommunikation immer in Form von moralischen Argumenten stattfinden.“ Moralisches Argument sticht rationales Argument. Das war schon immer das Motto aller geistigen Taschenspieler, die nicht nur stets eine Krokodilsträne im Knopfloch, sondern eben auch eine Moralpredigt im Ärmel haben.
Auf die Begriffe ihrer Kritiker wie „Staatsfunk“ oder „Quotenfixierung“ dürfe sich die ARD auf keinen Fall einlassen. „Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner.“ Intern dürfte das beim Sender die Frage aufgeworfen haben, wie man diese Begriffe denn dann in Zukunft brandmarken solle, wenn man sie nicht mehr verwenden darf.
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