Schwerer Start ins Schwalbenleben
Wenn Ende Mai die Rauchschwalben nach ihrer langen Reise aus den Winterquartieren am Mittelmeer auch im Norden eintreffen, ist das immer wieder ein Grund zur Freude: Der Sommer kündigt sich an.
In diesem Jahr hat ein Rauchschwalbenpaar eine der drei angebotenen Nisthilfen in unserem Gartengeräteschuppen angenommen und erfolgreich vier Küken groß gezogen.
Vor wenigen Wochen stand die zweite Brut an, was bei Schwalben bei guten Witterungsverhältnissen durchaus üblich ist. Die Vögel benutzten das alte Nest, das Weibchen legte drei weitere Eier. Doch da waren noch mehr Schwalben.
Der Einflug
Obwohl die Rauchschwalben auch gern in Kolonien bauen und leben, nahmen sie die freien Nisthilfen nicht an, doch immer wieder flogen welche in unsere Garage, den Schnabel voll Nistmaterial. Zunächst konnten wir ihr Baugrundstück nicht entdecken, aber dann sahen wir es direkt über der Verstrebung des Garagentores. Gut, bleibt das Tor eben halb geöffnet und das Auto verstaubt auf der Auffahrt, man ist ja Tierfreund.
Drei, vier Tage später klebte auch schon ein schalenförmiges Schwalbennest aus Schlammklümpchen und vertrockneten Grashalmen ohne weiteren Halt an der grob vermörtelten Garagenwand und Mama Schwalbe nahm Platz. Nach ca. 14 Tagen ragten fünf kleine Schnäbelchen aus dem Nest, wann immer Bewegung in die ursprüngliche Wagenherberge kam.
Der Absturz
Die Küken mochten keine acht Tage alt sein, als ich die Altvögel in die Garage fliegen sah, aber kein bettelndes Gezeter der Nachkömmlinge vernehmen konnte. Auch die Alten waren leise, flogen dabei in auffällig kurzen Intervallen rein und raus. Besorgte Neugier trieb mich in die Garage und schon sah ich das Drama: Das Schwalbennest hatte der Trockenheit nicht stand gehalten und lag zerbröselt auf dem Boden. In den Resten drei knapp beflaumte, völlig hilflose, doch atmende Küken.
Ich in heller Aufregung, mein Mann der Praktiker: Ruckzuck hatte er eine alte Malerpalette mit Panzertape an den Torverstrebungen in Höhe des vorherigen Neststandortes befestigt, die er rasch mit den Nestresten und etwas Stroh polsterte. Behutsam setzte er die Vogelbabys in ihre neue Behausung, während ich mich auf die Suche nach den beiden vermissten Küken machte, die es irgendwie geschafft hatten, hinter einen abgestellten Karton zu robben und auch noch unverletzt aussahen.
Das Warten war zermürbend, aber nach zwei Stunden flogen die Elterntiere wieder ein und versorgten ihre Jungen, als wäre nichts gewesen.
Der Trauerfall
Fliegengesurr gepaart mit Verwesungsgeruch bedeutet gemeinhin wenig Gutes. Ein Vögelchen hatte den Absturz dann doch nicht überlebt. Für kurze Zeit war ich Vogelamme indem in meine Hände zu einem Nest formte und die vier lebenden Geschwister behütete, bis mein Mann das tote Küken beerdigt, das Nest gereinigt und mit Streu ausgelegt hatte. Dabei wurden wir sogar von den Schwalbeneltern beobachtet, die das Füttern sofort wieder begannen, sobald ihre verbliebene Brut im frisch gemachten Bett saß.
Der Ausflug
Ganz soweit ist es noch nicht, zwischenzeitlich erlebte ein Jungvogel ein weiteres Abenteuer.
Das aufziehende Schwalbenpaar flog zwei Tage später aufgeregt zeternd knapp über dem Boden hin und her. Weder Barometer noch mein eigenes Gefühl für Wetterveränderungen gaben Hinweise auf das Aufziehen eines Tiefdruckgebietes, ein anderes Ereignis musste die Rauchschwalben in solch ungewöhnliche Flughöhe treiben. Siehe da, ein Küken hüpfte unbeholfen auf dem Boden herum und die Eltern versuchten verzweifelt, es unter den Schutz einer Eibe zu treiben. Der kleine Piepmatz musste aus dem Nest gefallen sein, er konnte mit seinen halbnackten Flügeln noch nicht ansatzweise fliegen. Und kaum noch hüpfen, er war schon ziemlich geschwächt, hatte sich schließlich schon etwa zehn Meter von der Absturzstelle entfernt. Ich konnte ihn ganz leicht fangen und samt wild klopfendem Herzen zurück in seine Kinderstube setzen.
Sogleich flogen vier (!) Schwalben ein und fütterten das erschöpfte Tier.
Hochinteressant finde ich das Ergebnis meiner verwunderten Internetrecherche: Bei Schwalben unterstützen die älteren Jungen der ersten Brut die Eltern bei der Fütterung der zweiten!
Die Fürsorge
Keiner kümmert sich besser um die Jungen als die Schwalben selbst, doch ob dieser abenteuerlichen Geschichten, muss ich nun morgens und abends nach dem Rechten schauen. Die Kleinen ducken sich nicht mal mehr, wenn ich ins Nest gucke, selbst die Alten bleiben ruhig auf der Garagentorverstrebung sitzen.
Bald werden die Lütten flügge, der possierliche Flaum ist bereits stattlichen Deckfedern gewichen.
Wer weiß, vielleicht ist dies das letzte Bild von "meinen" Rauchschwalben...
Ach ja, meine Lieben sind ja sieben. Hier die drei Freaks aus dem Schuppen, die in ihrer getöpferten Nistschale von allem nüscht mitgekriegt haben...
Der Orden am Band für den Praktiker im Haus und die Anstecknadel für die fürsorgliche Chronistin.
Bei uns heißt es ja, bei wem ein Schwalbenpaar sich niederlässt, bei dem zieht das Glück ein.
Im Norden vielleicht auch - aber eben ohne Gewähr! (Wie in Deutschland üblich.)
Was mich verwundert ist, dass die Garage gewählt wurde. Normalerweise lieben sie den Durchzug. Am liebsten noch in Gesellschaft mit anderen Tieren.
Aber, das dürfen wir nicht vergessen, im Norden ist alles anders.
Eine klitzekleine Frage noch:
"Christiane, du hast vor diesem Vorfall nicht zufällig in der Netzstrumpfhose gestöbert?
Dann musst du die Anstecknadel wieder abgeben.
Wolfram
Oh wie cool! Die Sammlung vergrößert sich, erst heute Nacht wurde mir so eine Nadel vom Chefredakteur der Eulen-News versprochen!
In den 80ern hatte ich solch Buttons zu Hauf an meiner Jeansjacke, für echte Anstecknadeln besorge ich mir lieber einen stilvollen Schlapphut. Sicher sehr nützlich, wenn ich im Herbst auf Reisen gehe.
Selbstverständlich muss ich die Nadel nicht wieder abgeben! Und ich bin sehr froh, dass der alles essende Praktiker den Artikel wohl auch nicht kennt, wer weiß, ob er sonst nicht lieber den Küchenchef herausgelassen hätte...
Viele Grüße aus dem echten Norden,
Christiane
aw! lucky you!
I would love to have a few in my garden, too
am scared they might eat my flying mini monsters but to have a swallow's nest would be a delight, specially that they really can sing well :D
Hello Ivy,
thanks for your comment :-)
Well, swallows sing well, but the greater joy is to watch them fly. They are true artists, real acrobats of the air.
Of course they eat the mini monster but only the very small ones (small flies, mosquitoes, flying ants). So you wouldn't have to worry about your beautiful butterflies and dragonflies. After all, this is also the cycle of nature.
We are very lucky that the swallows have nested here, because their population is also declining with the decline of insects. And the little ones were sooo cute :-)
Greetings from Germany,
Chriddi
oh wow! I didn't know they only eat pests
that's good to know
a few would fly above our house
they're nesting in the fir tree where the black bird often sits to serenade back early summer
they have very beautiful eyes and very long eyelashes
I love them!
then I'd very much like to have a few in my garden
pretty please could you please send one or two of those young here?
just kidding :D
I hope they stay with you
in some parts in the EU
they are believed to bring good luck :D
so - good luck
love lots,
Ivy ^ ^
Spannender Bericht von den Vögeln, die ich auf Samos ständig beobachten konnte. Auf der Terrasse unseres Hotelrestaurants haben auch Rauchschwalben genistet. Es waren zwei Paare, die ich immer als Starfighter der Singvögel gesehen habe. Wie die fliegen können! Immer einen Affenzahn drauf und Luft scheint keine Balken zu haben, selbst wenn ich die Balken sehe. Kleine Ritzen nehmen sie mit voller Gechwindigkeit und wie man bei dem Tempo winzige Mücken fangen kann, ist mir sowieso schleierhaft.
Chriddi, dir fallen die Stories zuhause vor die Füße. Respekt.
Ja, diese Schwalben sind echte Flugakrobaten. Macht richtig Spaß, wenn man viele beobachten kann.
Die Kleinen hatten heute ihren ersten Flugtag, das sieht noch etwas unbeholfen aus. Hm, drei haben den Weg zurück in die Garage gefunden, sitzen auf einer Torstange und werden weiter gefüttert.
Jo, die Stories fallen im wahrsten Sinne des Wortes. Also hat die Krankheit unseres Hundes, die uns einen Strich durch die Urlaubsrechnung gemacht hat doch was Gutes: Ich hätte ja gar nicht aufpassen können.
LG, Chriddi
Dann hätten sich Katzen gefreut.
Oh wie schön... Ich habe zwei mal einen rausgeschubsten Star hochgepäppelt - da wachsen die Kleinen einem doch ans Herz...
Jo, sind schon herzig, so kleine Piepmätze. Ich schleppe auch immer alles an, was irgendwie aufpäppelbedürftig aussieht. Meist schaffen sie es aber nicht.
Aber diese scheinen es geschafft zu haben und können durchstarten.
Du hast es super gemacht - sonst hätten die Eltern nicht so mitgespielt! Ich habe damals auch das Füttern übernommen... Regenwürmer.. Liebe Grüße Kadna
Servus,
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