"Ich bin Diaspra"//(41) Kapitel 5: Teil 5
Balthazareons Gesichtsausdruck wurde milder und er bat sie, näher zu kommen.
Die Schiffsärztin nickte höflich, kam an mein Bett und wandte sich mir zu. Balthazareon hingegen blickte auf einen der Monitore und drehte das Edae nachdenklich zwischen den Fingern.
Er schien beschäftigt und in Gedanken versunken.
„Prinzessin, wie geht es Ihnen?“ Fragte Levayes und sah mich freundlich an. Überhaupt erschien sie mir sympathisch. Sie war nicht so kühl und distanziert wie die meisten anderen Ynaer'i die ich kannte, sondern wirkte offen und nett auf mich.
Ich schilderte ihr kurz was in den letzten Stunden passiert war und erwähnte, dass es mir nun aber bereits wieder viel besser ging, ich kaum noch Schmerzen hatte und mir auch nur noch ein ganz klein wenig schlecht war.
„Allerdings bin ich sehr müde.“ Ergänzte ich, als sie eine Art kleinen Computer, ähnlich wie ein irdisches Smartphone, aus ihrer Tasche nahm und einige Eingaben machte.
„Ich werde Sie kurz scannen, bewegen Sie sich bitte solange nicht.“ Forderte sie mich auf und bewegte das Gerät einige Zentimeter über mir langsam hin und her.
Es piepste leise und strahlte irgend eine Art Energie ab. Das Einzige was ich davon bemerkte war ein kühler Luftzug der sich von dem Computer her ausbreitete.
Balthazareon hatte sich zwischenzeitlich vom Monitor abgewandt und verfolgte jede von Levayes Bewegungen konzentriert.
Er schien ihr nicht zu trauen und machte keinen Hehl daraus, dass er sie genauestens beobachtete. Sie beendete den Scan-Vorgang und bat ihn genervt, sich doch bitte zumindest irgendwo hinzusetzen und nicht wie ein Raubtier permanent hinter ihr zu stehen und sie dadurch abzulenken.
Er tat ihr den Gefallen und ließ sich auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Bettes sinken.
„Wie sieht es aus?“ Meinte er schließlich.
„Wie Sie vermutet haben.“ Sie reichte ihm den kleinen Computer, er betrachtete das Display einen Augenblick lang und nickte dann.
„Prinzessin, würden Sie bitte kurz einmal aufstehen?“ Levayes hielt mir ihre Hand hin und ohne zu zögern kam ich der Aufforderung nach und stand erneut mit zitternden Knien im Raum.
Balthazareon beobachtete es misstrauisch, sagte jedoch nichts. „Können Sie gehen?“ Fragte Levayes ein wenig überrascht und warf Balthazareon einen seltsamen Blick zu.
Ich zuckte mit den Schultern. „Klar.“ Vorhin hatte es auch funktioniert, weshalb sollte es nun anders sein?
Ich lief einige Schritte hin und her. Zwar merkte ich dass der Schwindel stärker wurde und auch die Schmerzen wieder zunahmen, doch es fiel mir wesentlich einfacher als bei meinem ersten Versuch.
„Das reicht.“ Meinte Balthazareon energisch und Levayes pflichtete ihm bei. Als ich mich wieder hinsetzte fühlte ich mich, als wäre ich einen ganzen Marathon gelaufen und wischte mir schnell einige Schweißperlen von der Stirn.
Noch einmal hielt Levayes ihren Computer vor mich und betrachtete den Bildschirm verwundert. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Balthazareon stand auf, lief zu ihr und sah ebenfalls auf das Display. Dabei warf er mir ein verstohlenes Lächeln zu.
„Nun, offensichtlich sind die Ynaer'i Edaes leistungsfähiger als ich dachte. Vielleicht sollte ich eins genauer analysieren lassen, die Erkenntnisse könnten interessant für unsere Qech-Technologie sein.“
Sein Blick streifte das Edae dass er sich von Naema Dargad hatte aushändigen lassen, dann wandte er sich wieder an Levayes.
„Wie lange wird es dauern, bis sie wieder fit ist?“ Beschwichtigend hob sie die Hände. „Wir sollten nichts überstürzen. Ich gebe zu dass ich erstaunt darüber bin dass die Prinzessin den Vorfall scheinbar ohne schwerwiegende Schäden überstanden hat, doch sie wird einige Tage Ruhe benötigen und sollte jegliche Anstrengung und erst recht jede Form der Elektrizität tunlichst vermeiden.“
Sie reichte Balthazareon das kleine Gerät und wies auf eine der Anzeigen. „Außerdem schlägt ihr Herz unregelmäßig, was aber zu erwarten war und kein Problem darstellen sollte, sofern sie sich an meine Anweisungen hält. Ich werde ihr Nanobots zur Unterstützung injizieren, dann sollte es sich bald wieder normalisieren.“
Sie durchsuchte einige an ihrem Gürtel hängende Taschen und Balthazareon ließ sie dabei nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Mir erschien sein offensichtliches Misstrauen und die übermäßige Vorsicht übertrieben.
Levayes kam von der Immortal und wurde von Nathaniel geschickt, da könnte er sie ruhig mit etwas mehr Respekt behandeln und nicht so tun als wäre sie eine Verbrecherin.
Natürlich entgingen Balthazareons Blicke auch ihr nicht und sie funkelte ihn böse an als sie letztlich gefunden hatte, wonach sie suchte und einen seltsamen Gegenstand der aussah wie eine kleine Tattoowiermaschine hervor zog.
„Dürfte ich jetzt arbeiten?“
Balthazareon hielt ihr die offene Hand hin. „Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich das kurz prüfe?“ Nun reichte es Levayes.
Entrüstet stemmte sie die Handflächen in die Hüften und schimpfte. „Prinz Balthazareon, was glauben Sie eigentlich, was Sie hier machen? Ich wurde geschickt um mich zu vergewissern dass es der Prinzessin, die übrigens wegen Ihrer unzureichenden Sorgfalt überhaupt erst verletzt wurde, gut geht. Dass dies notwendig ist, ist allein Ihre Schuld, also lassen Sie mich verdammt nochmal endlich in Ruhe!“
Ich zuckte erschrocken zusammen, mit solch einem Donnerwetter hatte ich nicht gerechnet. Levayes wirkte wie eine ruhige, höfliche Person der ich solch eine Energie gar nicht zugetraut hätte.
Balthazareon schien es ähnlich zu gehen, er wirkte überrascht und blickte für einen Moment schuldbewusst zu Boden.
Dann jedoch tat er ihre Worte ab und ließ sich das Gerät dennoch aushändigen.
Die Empörung stand der Frau ins Gesicht geschrieben.
„Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber nachdem Sie einen Saboteur in Ihrer Mitte haben, plagen mich berechtigte Bedenken an Ihrer Aufrichtigkeit.“
Er warf ihr das neue Edae vor die Füße und trug das eben erhaltene Gerät zu einem seiner Monitore. Dort legte er es auf eine Art Ablage aus Glas, auf der es vom Bordcomputer analysiert wurde. Der Vorgang dauerte einen Moment den er dazu nutzte, Levayes mit einem seltsamen Vorwurf zu konfrontieren.
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