Der Streisand Effekt
Witzigerweise dachte ich vor dem aktuellen Semester, dass der Begriff „Streisand-Effekt“ allgemein bekannt sei. Zumindest in der Online- und Social Media Welt. Da aber in unseren aktuellen Onlinemarketing Lehrgängen relativ wenig Studenten den Begriff und die Geschichte dazu kannten, gibt’s einen kleinen Blogpost von mir dazu.
Der Begriff wurde tatsächlich von Barbra Streisand geprägt. Legendäre Sängerin und Schauspielerin. Oscar-, Grammy, Emmy und Golden Globe Gewinnerin. Den Jüngeren hier vielleicht aus „Meet the Parents“ mit Ben Stiller und Robert de Niro bekannt.
Irgendwie ist es ja ein bissl unfair, dass genau sie die Namensgeberin geworden ist, da der Effekt doch recht häufig auftritt 😊. Aber „first come, first serve“.
Was ist der Streisand Effekt?
Im Allgemein beschreibt er ein Phänomen, wonach der Versuch eine unangenehme, oder nicht gewünschte Information zu unterdrücken, löschen, oder entfernen zu lassen das genaue Gegenteil bewirkt.
Mir ist gerade am Wochenende selbst wieder ein Streisand Effekt passiert 😊. Es gibt ja diese Dinge, die Väter cool finden, aber Mütter nicht so. Ich hab also meine Töchter gebeten „der Mama nicht zu sagen, dass wir das neue Playstation Spiel ausprobieren". Nicht so schlau. Ich hätte es gleich auf Facebook live streamen können.
Damit sollten die "psychologischen" Hintergründe ausreichend erklärt sein. War ja schon bei diesem Hippie Paar aus der Bibel so, die Geschichte mit dem Fair Trade Apfel.
Was ist damals passiert?
Barbra Streisand hatte 2003 erfolglos versucht, den bis dahin weitgehend unbekannten Fotografen Kenneth Adelman auf 50 Millionen US-Dollar (Ok, ok, jetzt tut sie mir nicht mehr so leid) zu verklagen. Weil dieser eine Luftaufnahme von Streisands Haus an der Küste Kaliforniens (neben 12.000 anderen) veröffentlicht hatte (ohne Streisand irgendwie zu nennen).
Dieser ging in die Gegenoffensive und das Bild verbreitete sich nach dem Schneeballprinzip in den Weiten des Internets.
Rechtliche Grundlage war für Streisand die Verletzung des Persönlichkeitsrechtes.
Wäre vielleicht Thema für eine Bachelor Arbeit: „Wie wäre der Streisand Fall im DSGVO Zeitalter ausgegangen“ 😊
Bekannte „Opfer“ des Streisand Effekts
Getroffen hat es schon viele, von Axl Rose, über Beyoncé bis zu Ralph Lauren. Oft sind es unpassende Fotos und daraus resultierende Memes, die Celebrities unangenehm aufstoßen.
In Zeiten von Social Media ist allerdings vollkommen unmöglich digitale Inhalte zu verhindern, oder „aus dem Inernet zu löschen“. Noch dazu, wenn das eigene Leben zig tausendmal pro Sekunde fotografiert wird. Dass da ein paar negative Fotos rauskommen, passiert sogar der neuen Slim-Fit-Anzug Generation in der Politik 😊
Mittlerweile ist das ja eine gängige Maßnahme von allen politischen Fraktionen, das jeweilige Feindbild möglichst negativ dazustellen.
Ich persönliche achte bei Blogposts und Zeitungsartikeln sehr darauf, wie Politiker abgebildet werden. Wenn Merkel, Trump, Kurz, Kern, Strache, May, Junker und wie sie alle heißen, besonders unvorteilhaft (z.B. schwarz-weiß Fotos, hohe Sättigung, etc.) abgebildet werden, weiß man idR. schon, in welche Richtung der jeweilige Artikel geht.
Hier auf Steemit machen das auch einige immer wieder. Nicht besonders originell, wie ich finde.
Die Merkls und Trumps haben hier auch einen Nachteil gegenüber den Obamas und Marcrons. Dabei sollte es doch eigentlich egal sein, wie ein Politiker aussieht.
Und Politiker selbst beurteile übrigens ua. danach, wie sie mit Satire umgehen bzw. ob sie sie überhaupt erkennen (schaut recht schlecht aus, für die aktuelle österreichische Regierung 😊).
Absichtliche Streisands?
Ein interessanter Fall ist sicher der von Uber. 2014 (Uber war damals in Europa noch unbekannt) hatten zahlreiche Taxiunternehmer in London gegen Uber protestiert. Was zur Folge hatte, das die Uber App (auf Grund der Berichterstattung) eine knapp 900% Steigerung der Downloads erfuhr und Uber somit den Durchbruch in Europa brachte. Das Gleiche ist übrigens vor Kurzem in Österreich bzw. Wien passiert.
Bei Pirate Bay war es ähnlich.
Der Fall zeigt natürlich, dass es sich offensichtlich auszahlen kann eine Streisand Effekt absichtlich herbei zu führen. Durch genug Provokation und einer passenden Inszenierung lässt sich das ganz gut erreichen und so „günstig“ ein sehr großes Publikum erreichen. Natürlich muss das zur eigenen Person, oder Marke passen, da auch einiges schiefgehen kann.
Was kann man also als Politiker, bekannte Brand, oder Celebrity tun?
Ignorieren:
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ ist eine der 5 Axiome der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick. (Vielleicht sollte das mal jemand kurz dem Sebastian erzählen).
Als bekannte Persönlichkeit kann man nicht zu allem Stellung nehmen und in vielen Fällen ist es definitiv besser, nichts zu tun. Eine gewisse Elefantenhaut sollte man sich aber anlegen.
Manchmal ist es aber auch eine ausgelassene Chance, wie beim Taferlgate damals der ÖVP.
Umdrehen/Mit eigenen Waffen schlagen:
Wenn man Eier hat bzw. auch über sich selbst lachen kann, kann man versuchen die Sache auch umzudrehen.
Beispiele gibt es hier viele. Ua. natürlich die Mean Tweets von Jimmy Kimmel. Mittlerweile ja ein Quasi-Standard bei Kritik und Beschimpfungen im Internet. Jeder liest mittlerweile von jedem Beschimpfungen vor.
Besonders gut gefallen hat mir hier die Umsetzung von Arsenal London:
Unsere Erfahrungen mit dem Streisand Effekt.
Wir haben in unseren vielen Jahren bei der Betreuung großer Brands einiges an Shitstorms und Streisand Effekten erlebt. Der Prius Skandal bei Toyota, der Fake Keylogger Fall bei Samsung, oder der doppelte Shitstorm bei Aldi mit der Ombia Seife (der in Österreich nur ein Lüfterl war) usw.
- Wenn man nicht kommuniziert, sollte das bewusst passieren und durchgezogen werden.
- Der größte Fehler ist, wenn man zuerst lange wartet und nichts sagt und dann plötzlich los poltert. hust siehe Sportteil heutehust.
- Und mit Satirezeitungen sollte man sich als Brand nicht anlegen 😊
Beim Youtube-Kanal Simplicissimus dürfte das ebenso passiert sein. Diese wurden verdonnert ein Video zu entfernen. Ich hab das Video aus einem Reupload bei mit verlink. Auch bekannte YTber haben schon darüber berichtet.
Und da ist er wieder... Der Ohrwurm.
Danke :D
Schön, dass du am Schluss noch den neu geschaffenen Özil Effekt ansprichst :)
Sehr geil erklärt! Ich finde es immer wieder belustigend und unterhaltsam wenn sich abzeichnet das genau dieser Effekt eintreten könnte und ein heftiger Shitstorm aufzieht 😀 Oft besser als Fernsehen
Servus,
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